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Das ganze leben Angebunden – ist jede zweite Milchkuh in Bayern

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Die Unterschiede in der bayrischen Milchviehhaltung im Vergleiche zum Rest von Deutschland

Etwa zehn Prozente der Milchkühe in Deutschland sind das gesamte Jahr an ihrem Platz im Stall fixiert und können sich nicht frei bewegen. Die sogenannte Anbindehaltung ist eine veraltete Haltungsform, denn sie ist nach Expertenmeinungen nicht mit dem Tierschutz vereinbar. Trotzdem lebt in Bayern noch jede zweite Milchkuh in Anbindehaltung. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit. 

Deutschland im europäischen Vergleich

Laut dem statistischen Amt der Europäischen Union ist Deutschland im europäischen Vergleich der größte Milchproduzent in Europa. Im Jahr 2020 erzeugten die Milchkühe in Deutschland 33.165 Tausend Tonnen Milch. Das entspricht etwa einem Fünftel der in der EU produzierten Menge. Knapp ein Viertel des Produktionswertes der deutschen Landwirtschaft geht auf die Rinderhaltung zurück, wie aus den Angaben der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung hervorgeht. Damit liegt der Produktionswert für das Jahr 2021 bei rund 14,3 Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel davon entfielen dabei auf die Milch. Etwa ein Drittel der erzeugten Milch in Deutschland kommt aus Bayern.

bayern im deutschland vergleich 2020

Die Hochleistungsrinder

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten in Deutschland im Mai 2020 rund 11,4 Millionen Rinder. Davon werden, laut dem Milchreport Bayern von 2020, etwa 3,9 Mio. der Tiere für die Milchproduktion eingesetzt. In der konventionellen Rinderproduktion unterscheidet man zwischen Ein- und Zweinutzungsrassen. Rinder, welche entweder ausschließlich für die Fleischproduktion oder für die Milchproduktion gezüchtet worden sind, werden als Einnutzungsrassen bezeichnet. Das heißt, dass die Rinder, welche auf eine hohe Milchleistung gezüchtet wurden, setzen weniger Muskelfleisch an als Rinderrassen, welche für die Fleischproduktion gezüchtet wurden. Rinderrassen in der Fleischproduktion geben dafür deutlich weniger Milch.

Bei Zweinutzungsrassen geben die Tiere viel Mich und setzten viel Muskelfleisch an. Allerdings geben die Tiere im Vergleich zu den Einnutzungsrassen deutlich weniger Milch bzw. setzten deutlich weniger Muskelfleisch an. Diese gezielte Zucht hat zu einem massiven Anstieg der Milchleistung bei einer Kuh geführt. Eine klassische Mutterkuh gibt auf natürliche Weise rund vier bis acht Liter Milch pro Tag. Diese Menge ist für das Kälbchen völlig ausreichend. Eine auf Milchleistung gezüchtete Kuh gibt während der Milchhergabeperiode (Laktation) in einem Zeitraum von zehn Monaten ca. 28 Liter Milch pro Tag. Während des Höhepunkts der Laktation kann eine auf Milchleistung gezüchtete Kuh bis zu 60 Liter pro Tag erzeugen und bis zu 12.000 Liter während ihrer gesamten Laktation. Im Durchschnitt liegt der Wert bei 8488 Milch Kilogramm pro Jahr. Das geht aus Zahlen des Bundesamtes für Ernährung und Landwirtschaft von 2021 hervor.

Das Fleckvieh in Bayern

Das Holstein-Rind wird in Deutschland am häufigsten zur Milchproduktion eingesetzt. Allerdings nicht in ganz Deutschland. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom 3. November 2021 hervor. In Bayern ist das Fleckvieh die mit 80 Prozent am meisten eingesetzte Rinderrasse. Der Direktor des Verbandes der Milcherzeuger Bayern e.V., Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, erklärt auf Anfrage, dass in Süddeutschland bzw. in der Alpenregion aus Traditionsgründen nach wie vor das Fleckvieh eingesetzt wird. Das Fleckvieh ist eine Zweinutzungsrasse und dient in der Regel als Mich- und Fleischlieferant.

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Die Ereignisse der Vergangenheit

Neben der unterschiedlichen Rinderrasse gibt es weitere Unterschiede zwischen Bayern und den anderen Bundesländern. Im Bundesvergleich ist die Rinderzahl pro Halter in Bayern sehr gering. In Bayern besteht eine Herde im Durchschnitt aus 42 Tieren. Dr. Hans-Jürgen Seufferlein erklärt auf Anfrage, dass viele Landwirte ihre Betreibe im Nebenerwerb führen. Die Landwirte haben demnach noch weitere Einkünfte, beispielsweise aus einem anderen Beruf oder auch aus der Tourismusbranche. Viele kleinere Betreibe beherbergen auch Touristen auf ihrem Hof. Dr. Hans-Jürgen Seufferlein erwähnt scherzhaft, dass dann nicht nur die Kühe gemolken würden, sondern auch die Touristen. Außerdem befindet sich der Großteil der Milchbetriebe in Familienbesitz. Im Ost-West Vergleich ist erkennbar, dass die Herden in den neuen Bundesländern deutlich größer sind als in den alten Bundesländern. Die Dipl. arg. Ing. Cornelia Richter erklärt, dass der Grund dafür in der Vergangenheit liege. Im Zuge der Gründungen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zu DDR-Zeiten wurden nahezu alle Bauern und deren Produktionsmitteln zusammengeschlossen. Diese Zwangskollektivierung führte dazu, dass die Bauern auch ihren Rinderbestand in große Rinderställe geben mussten. Nach Ende der DDR sind die großen Produktionsbetriebe bestehen geblieben.

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